Anmerkung von Christian
Carlos ist ein Mann, den ich bewundere. Vor vielen Jahren durfte ich gemeinsam mit ihm in Bath, UK, dienen. Später war er zusammen mit John und Carol Arnott unterwegs, die zu meinen geistlichen Eltern zählen. Carlos kommt aus Puerto Rico und arbeitet derzeit als Pastor von Catch the Fire in Raleigh, North Carolina. Er betreibt den Blog happysonship.com, auf dem dieser Artikel zuerst erschienen ist. Mit seiner Erlaubnis durfte ich den Artikel übersetzen und hier veröffentlichen. Lasst Euch mit hineinnehmen in eine wunderbare Begebenheit!
Gott, der rennende Vater (Die Geschichte, die du brauchst)
von Carlos A. Rodríguez
Ich kann immer noch die Hoffnung durch mich rauschen fühlen damals im Frühjahr 2007. Ich war eingeladen worden, in einer der größten öffentlichen Schulen Puerto Ricos zu sprechen; in einem Klassenraum gefüllt mit den undiszipliniertesten Schülern, die man finden konnte. Die Menge würden bestehen aus schwangeren Teenagern, jungen Süchtigen und Vorbestraften; alle gezwungen, meiner Predigt dreißig Minuten lang zuzuhören.
„Endlich eine Chance um festzustellen, ob die Botschaft, die ich predigte auch außerhalb der Kirchenmauern funktionierte!“ – das war auf jeden Fall die Einstellung, mit der ich dorthin fuhr. Aber dann, um meinen religiösen Ansprüchen zu entsprechen, fühlte ich den irrationalen Zwang, besonders geistlich zu sein:
- Den Gebrauch meiner geistlichen Gaben verstärken? Abgehakt √
- Ein paar zusätzliche Bibelverse einstreuen? Abgehakt √
- Einige hebräische Begriffe in all meine Gebete einfließen lassen? Abgehakt √
- Meine Lobpreiszeiten verlängern? Abgehakt √
- Nur ganz wenig sündigen? … Fast abgehakt √
Der Freitag brach an und ich erinnere mich an den Weg durch die Flure in das Klassenzimmer mit geflüsterter Gebetskrieger-Fürbitte-der-himmlischen-Art und der Liste der gewonnenen Schlachten in meiner Tasche. Als ich durch die Tür trat, bemerkte ich vier Lehrer, die still in einer Ecke standen. Sie schauten kurz zu mir und sahen sich dann gegenseitig an, die Augenbrauen skeptisch erhoben. Ich brauchte zehn Sekunden, um zu verstehen, warum.
Der Raum war mit achtzig lauten und unvorsichtigen Seelen vollgestopft. Es waren junge verliebte Paare, die ihre Liebe öffentlich mit extravaganter Zuneigung demonstrierten. Einige Schüler hatten Goldketten um den Hals, die meine Hypothek bezahlen könnten. Andere sahen wütend auf die Welt und ganz besonders auf mich. Und meine heilige Zuversicht verringerte sich mit jedem Schritt, den ich durch die Menge der lärmenden Schüler nahm. In einem Moment verließ mich die ganze selbstgewonnene Salbung. Ich vergaß meine Eröffnungswitze und die Bibelverse, über die ich geplant hatte zu predigen. Kalter Schweiß überzog meinen Körper und ich wusste, dass ich nervös aussah und verloren hatte.
Plötzlich, wie ein warmes Feuer an einem kalten Winterabend, flackerte ein Gedanke in meinem Kopf auf: das Bild von Carol Arnott, wie sie wieder in die Umarmung des Vaters zurück schritt. In meiner Zeit, in der ich bei den Arnotts ein Praktikum machte, hörte ich sie erklären: „Immer, wenn ich mich vor Leuten ängstlich oder unsicher fühle, ist alles, was ich tun muss, mich an die Gegenwart Gottes zu erinnern. Dann nehme ich einen Schritt zurück in die Arme des Vaters und bekomme eine Umarmung von dem, der immer direkt hinter mir steht.“
Es war mehr als vier Jahre her, seit ich Catch The Fire Toronto verlassen hatte, aber in diesem Moment großer Not, während die Lehrer versuchten, die Kontrolle über die Menge zu bekommen, erinnerte ich mich an Mama Carol. Da wandte ich mich mit dem Rücken zu den Schülern, in Richtung des Whiteboards, welches vorne im Klassenraum stand und schloss die Augen. Ich trat einen Schritt zurück mit meinen schlotternden Knien in die Umarmung meines Vaters und fühlte augenblicklich seine Nähe. Sofort hörte ich ein bekanntes Flüstern: „Carlos, sie brauchen nicht eine vorbereitete Predigt, sie brauchen ein vorbereitetes Leben, und du, mein Sohn, bist vorbereitet.“ Ohne seine Worte zu analysieren, glaubte ich in meinem Herzen, atmete tief durch und alles veränderte sich.
Als der Direktor der Schule die Einführung abgeschlossen hatte, wandte ich mich an die verlorenen Kinder vor mir und begann über Lukas 15 zu sprechen. Plötzlich erinnerte ich mich an die Witze, gab sie großartig weiter und die Gruppe reagierte mit Lachen. Bring sie zum Lachen? Abgehakt √
Ich erzählte die Geschichte des verlorenen Sohnes unterhaltsam und amüsant. Halte ihre Aufmerksamkeit? Abgehakt √
Ich war auch verletzlich und offen, während ich meine religiösen Anstrengungen vergaß. Denke an Seine bedingungslose Liebe? Doppelt abgehakt √
Hier war ich in einer öffentlichen Schule, in der Lage eine der mächtigsten Illustrationen in der ganzen Schrift zu teilen; ein Sohn, der zu seinem Vater geht, um seinen Anteil des Erbes zu erhalten (als wolle er ihn tot sehen). Der Vater antwortet nicht, indem er einen Kampf beginnt, sondern vielmehr indem er sein Leben und seinen Reichtum teilt. Der jüngere Sohn geht weg vollgeladen, weit weg von zu Hause in fremde Länder. Er verschwendet sein Erbe mit Essen, Glücksspiel, bezahltem Sex und andere temporären Vergnügungen. Als das Geld ausgeht, trifft ihn der Hunger. Nun, der Junge, dem nichts fehlte, wird ein Bettler, der bereit ist, das zu essen, was die Schweine übrig gelassen haben.
Aus der Reaktion der Studenten konnte ich sagen, dass einige die Geschichte bereits gehört hatten, während andere keine Ahnung hatten, in welche Richtung dies führte. Nach zwanzig Minuten rief ich einem uninteressierten jungen Mann, der hinten saß, zu: „Kannst du mir helfen, die entscheidende Szene der Rückkehr des Sohnes vorzuspielen?“ Jeder fing an zu lachen, während sie mir seine übliche mangelnde Bereitschaft beschrieben. Daher puschte ich noch ein wenig mehr und, wie ein Wunder für alle seine Freunde, stimmte er zu.
„Sicher, ich werde dir helfen. Herum zu schlafen, Geld mit Trinken und Spielen zu verschwenden … Es ist einfach für mich, diesen Kerl vorzuspielen“, sagte der junge Mann zuversichtlich. Zu meiner Freude spielte er den Charakter echt gut; verhielt sich wie ein Betrunkener, gab vor, die Mädchen um ihn herum zu küssen, und ging langsam zu der hinteren Ecke. Er war Denzel-Washington-gut.
Inzwischen lese ich laut aus Lukas 15, 17-20:
„Als der Sohn zu sich kam, sagte er: ´Wie viele der Tagelöhner meines Vaters haben Essen genug zum Teilen und hier bin ich am Verhungern! Ich werde mich aufmachen und zu meinem Vater zurückgehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und gegen dich. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mache mich zu einem deiner Tagelöhner.` So stand er auf und ging zu seinem Vater.“
Ich ging in die am weitesten entfernte Stelle des Raumes und lud meine bereitwilligen Schauspieler ein, die Worte zu wiederholen, die der verlorene Sohn gesagt hatte. Stille füllte den Raum, als er sich räusperte und zitierte: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und gegen dich. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ Mit mehr als der Hälfte der Klasse zwischen uns, bat ich ihn, diese Worte zu wiederholen und mit gesenktem Kopf zu mir zu kommen. Als er das tat, trat ich einen Schritt zurück und sagte: „Als der Sohn sich entschied nach Hause zu gehen, reagierte der Vater folgendermaßen.“ Dann lächelte ich, öffnete meine Arme und begann wild durch den Raum zu laufen.
Als ich mit dem verlorenen Sohn vor mir zusammenkrachte, begann ich ihn auf dem Weg zum Boden zu küssen. Die Atmosphäre im Raum veränderte sich von heftigem Lachen zum stillen Schock, als ich aus voller Kehle schrie: „So reagiert der Vater auf dich!“
Mehr als die Hälfte von ihnen, einschließlich des Jungen, der den verlorenen Sohn gespielt hatte, begann zu weinen. Ich wiederholte, „Papa Gott liebt es, wenn du nach Hause zurückkommst! Papa Gott liebt es, wenn du nach Hause zurückkommst!“ während ich ihn weiterhin küsste, umarmte und in so viele Augen schaute, wie ich nur erreichen konnte.
Nachdem ich meinen weinenden Schauspieler losgelassen hatte, begann ich, andere zu umarmen und sie begannen, auf den Boden zu fallen, gebrochen durch Gottes offensichtliche Gnade. Ich beobachtete, wie Mitschüler sich zu anderen ausstreckten und begannen, um Vergebung zu bitten. Starke Männer waren auf den Knien und bereuten und junge Frauen hoben ihre Hände in Hingabe an Gott.
Inzwischen kam mein Freund Carli, der mit einer anderen Gruppe von jüngeren Schülern gesprochen hatte, in den Klassenraum, schaute mich ehrfürchtig an und begann mit seiner Gitarre Gott zu loben. Wir führten sie durch Gebete der Vergebung und Einladung. Als die Kinder weiterhin zum Gebet anstanden, waren die Skeptiker jetzt tränenreiche Gläubige, die ihre schwierigsten Schüler umarmten und mit ihnen beteten.
An diesem Morgen stand ich in der Mitte der größten Erweckungsversammlung die ich je besucht hatte. Gott offenbarte seine Liebe in diesem wundervollen Chaos und ich war Zeuge der Heilung von vielen Herzen. Der Himmel kam auf die Erde, Söhne und Töchter trafen ihren wahren Vater, Gnade war offensichtlich und greifbar und mein Leben ist nie mehr dasselbe gewesen.
Während ich vor dieser Live-Szene des Evangeliums stand, begann ich etwas zu verstehen, das für Jesus absolut offensichtlich zu sein schien: Die Welt sucht verzweifelt nach einem liebenden Vater. Jesus kennt diesen liebenden Vater innig und ewig. Und Seine größte Freude war es, Ihn mit uns allen zu teilen.
Die Botschaft bleibt dieselbe, egal wo du im Leben gewesen bist, an was du beteiligt warst, der Vater ist bereit, das alles zu ändern. Dies ist die Geschichte, die du brauchst.
Er läuft jetzt auf dich zu. Es gibt nichts, was du tun könntest, um diesen glorreichen Zusammenstoß zu stoppen!
Schau nur zu.
Lass dich umarmen.
Sag „Ja“ zu Gott, dem rennenden Vater.
Und lasst die Party beginnen.
Friede.
„Definiere dich radikal als einer, der von Gott geliebt ist. Dies ist das wahre Selbst. Jede andere Identität ist Illusion.“
– Brennan Manning: Kind in seinen Armen. Gott als Vater erfahren (wörtlich aus dem Englischen übersetzt)
Dieser Artikel von Carlos A. Rodríguez wurde von Christian Herrling übersetzt und erschien im Original bei HAPPY SONSHIP. Link zum Originalbeitrag.
2 Kommentare
Wow! Danke, dass du diese wunderbare Geschichte mit uns teilst. GOTT tut erstaunliches!